St. Ulrichsplatz – Wien

Attikavasen Titelbild

Das Haus der Industrie fungierte in den Jahren 1945 bis 1955 als Sitz des Alliierten Rates. Hier trafen sich unter anderem die Außenminister der Besatzungsmächte, eine Woche vor der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages im Jahr 1955.

 

 

In den Jahren 2008 bis 2009 restaurierte unsere Firma die Fassade. 2017 und 2018 erfolgten Kontrollfahrten an sämtlichen Fassadenseiten sowie Notsicherungen an absturzgefährdeten Stein-, Putz- und Kunststeinteilen.

 

Das Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz 4 wurde in den Jahren 1906–09 nach Plänen von Karl König errichtet. Die feierliche Eröffnung durch Kaiser Franz Josef I. erfolgte am 25. März 1911.

Karl König war einer der führenden Repräsentanten des Wiener Späthistorismus. Ab den frühen 1880er Jahren konzipierte er alle seine Bauten in den Formen des Neobarock, des sog. „Wiener Neobarock“. Seine Werke zeichnen sich durch eine strenge Gliederung mit klassizierenden Formen aus.

 

 

Historische Bedeutung für Österreich erhielt das Haus am inzwischen zu „Stalinplatz“ umbenannten Schwarzenbergplatz, als es zwischen 1945 und 1955 von den Alliierten beschlagnahmt und zum Sitz des Alliierten Rates wurde. Von Kriegsschäden war das Gebäude mit einer Ausnahme verschont geblieben.

 

Das viergeschossige Haus der Industrie steht an drei Seiten frei. Der dadurch entstehende monumentale Gebäudeblock wird im Wesentlichen nur durch Risalite und die abgerundete Gebäudeecke zum Heumarkt gegliedert. Der dreiachsige Mittelrisalit mit stark überhöhtem Attikaaufsatz betont den Eingangsbereich mit drei Portalen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der im Unterschied zur restlichen Fassade reich dekorierten Attika: Die Attikamauern sind im Bereich der Risalite mit Reliefs und Voluten geziert und werden durch Steinbalustraden verbunden. Darauf befinden sich insgesamt 26 Ziervasen und 4 Pinienzapfen. Das Relief im Medaillon in der Mitte zeigt eine Allegorie der Industrie mit dem griechischen Gott Hephaistos.

 

Die Attikavasen bestehen ursprünglich aus Romanzementgüssen, die durch eingegossene Drahtgitter armiert wurden. Sowohl die Gitter als auch die Befestigungseisen waren stark rostend, was zur Zermürbung des Materials, hervorgerufen durch die Sprengwirkung des Rostes, geführt hatte. Zusätzlich waren die Gussteile durch Verwitterung, Feuchtigkeit und Salze stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Bereich der Balustraden sowie der Vasen waren etliche Ausflickungen und Reparaturen verschiedenen Datums vorhanden, die mit ästhetisch und materialtechnisch unpassenden Mörtelmassen wie Grauzement ausgeführt wurden und ebenfalls bereits zu Folgeschäden geführt hatten. Dies führte unter anderem dazu, dass einige Vasen bereits stark absturzgefährdet waren. Diese wurden von uns notgesichert. Vier Attikavasen wurden im Zuge dieser Intervention abgebaut und restauriert bzw. neu gegossen.

 

Fehlstellen an den Attikavasen wurden mit Kunststeinmörtel gekittet, um für die Herstellung einer Abgussform eine vollständige Oberfläche zu erhalten. Die Abformung erfolgte mit Silikonkautschuk. Die Positivgüsse bestehen aus armiertem Kunststeinmörtel, der in Material, Farbton und physikalischen Eigenschaften den auf der Fassade verwendeten Stein- bzw. Kunststeinmaterialien angepasst ist und den Witterungseinflüssen standhält.

 

Zur Befestigung und statischen Sicherung gegen Windlast wurde in die verbleibenden Rohrstücke jeweils ein neues Nirostarohr in der Mittelachse der Vasen aufgestellt und mit mineralischem Klebemörtel eingegossen. In diese Nirostarohre wurde jeweils noch eine Gewindestange eingeführt, auf welche dann die Bestandteile der Vase „eingefädelt“ wurden. Abschließend wurde die Gewindestange zur Fixierung an der Oberseite verschraubt.

Unsere Leistung

Restaurierung und Wiederherstellung der Attikavasen

Durchführungszeitraum

2018 bis 2019

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