Wien, Akademie der bildenden Künste, Anatomiesaal

Das Gebäude der Wiener Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz (ehem. Kalkmarkt) wurde in den Jahren 1872–77 nach Entwürfen des dänischen Architekten Theophil von Hansen (1813–1891) erbaut. Der Anatomiesaal der Akademie stammt aus der Erbauungszeit des Gebäudes und ist ein seltenes Beispiel einer vollständig erhaltenen Hörsaalanlage in Form eines Amphitheaters mit Katheder und Podium; ebenso erhalten geblieben ist der Vorführ- und Seziertisch mit Marmorplatte und eine emaillierte Bassena.

Die Wand- und Deckenflächen des Anatomiesaals waren im Laufe der Zeit bereits mehrfach überstrichen worden, der Zustand der darunter befindlichen originalen Malereifragmente denkbar schlecht. Dazu kamen gravierende Schäden durch Feuchtigkeit durch die Souterrain-Lage des Saales. Im Vorfeld der Arbeiten wurden von uns mehrere kleinere Bereiche freigelegt, um feststellen zu können, wieviel Originalbestand noch vorhanden ist. Mithilfe dieser Teilfreilegungen und Musterflächen sowie unter Zuhilfenahme von historischen Plänen aus dem Archiv der Akademie konnte das Aussehen der ursprünglichen Malereiausstattung nachvollzogen werden. Gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt und dem Auftraggeber wurde in der Folge entschieden, die malerische Ausstattung des Raumes in den Bereichen mit Totalverlust zu rekonstruieren, um das ursprüngliche Erscheinungsbild des Raumes wieder nachempfinden zu können. Zunächst mussten allerdings sämtliche Wand- und Deckenflächen von den zahlreichen Übermalungen freigelegt werden; die Malereifragmente wurden schonend gereinigt und mehrfach gefestigt. Lockere Putzteile wurden hinterfüllt, Fehlstellen im Putz mit an den Bestand angepassten Kalkmörtel geschlossen. Die Malereifragmente wurden mit Leimfarben ausretuschiert, größere Teilbereiche in Anlehnung an den Bestand ebenfalls mit Leimfarben neu gemalt. Die Pilasterschäfte und die Sockelbereiche wurden gemäß Befund mit einer gemalten Scheinmarmorierung in der Art von rotem Adneter und schwarzem Nero-Portoro-Marmor gestaltet.

Unsere Leistung

Wandmalereirestaurierung inkl. Freilegung, Wiederherstellen des ursprünglichen Erscheinungsbildes des Raumes mittels Retusche der Malereifragmente und Rekonstruktion von größeren Teilbereichen, gemalte Scheinmarmorierung; Metallrestaurierung (Bassena, Wasserhahn aus Messing).

Durchführungszeitraum

2019 – 2020

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